Kommunität und Gemeinschaft

Wir leben in Gemeinschaft - was heißt das eigentlich?

Feste Mitglieder der Kommunität zusammen mit neuen mitlebenden Familien beim Gemeinschaftsabend

Zuerst sei gesagt, was es in SILOAH nicht heißt: Wir leben nicht alle zusammen in einer großen Wohnung, essen nicht alle aus einem Topf und schlafen auch nicht alle zusammen in einem Bett… sondern wir leben als ganz normale Familien in privaten Wohnungen und Häusern. Auch finanziell leben wir nicht in Gütergemeinschaft sondern aus Arbeitsverhältnissen hier in SILOAH und außerhalb. Grundsätzlich haben Ehe und Familie Vorrang vor der Gemeinschaft. Wenn es also einer Familie nicht gut geht, darf sie sich auch einmal aus der gemeinschaftlichen Verbindlichkeit zurück ziehen.

Als wir vor mehr als 30 Jahren begonnen haben, zusammen zu leben, da hatten wir noch sehr ideale und harmonische Vorstellungen von Gemeinschaft, eher im Sinne von Freundschaft. So machen sich auch heute noch viele Freunde und Außenbetrachter ein Bild von unserem gemeinsamen Leben, das etwas vom ‚Himmel auf Erden’ an sich hat. Aber so ist es nicht… oder vielleicht doch? 
Man könnte sagen: Wir bewältigen zusammen Probleme, die wir ohne Gemeinschaft z. T. gar nicht hätten. Aber wir erleben auch viel Segen, den wir ohne das Leben in Gemeinschaft nicht hätten. Insofern ist Gemeinschaft der Ehe etwas ähnlich.

Inzwischen hat uns das gemeinsame Leben kräftig geschliffen. Die härtesten Schleifsteine waren wir dabei selbst füreinander… oft auch gegen einander. Es gibt in unserer Runde niemanden mehr, der nicht schon ernsthaft erwogen hat, wieder zu gehen und eigene Wege zu finden. Dass wir trotzdem noch immer beieinander sind, hat wohl weniger mit uns selbst zu tun, sondern mit dem lebendigen Gott, dem wir vertrauen und von dem wir uns zu diesem Weg gerufen wissen. Und gäbe es da nicht einige kompetente Begleiter auf unserem Weg, die uns dann und wann energisch an unsere Berufung erinnert haben, dann gäbe es unsere Gemeinschaft längst nicht mehr.

Wir haben auf unserem Weg viel gelitten und geweint, weil wir uns mit perfekten Bildern von Gemeinschaft oft maßlos überfordert haben. Es ist nicht leicht, sich einzugestehen, dass es in den Klöstern und geistlichen Gemeinschaften alles gibt, was es draußen in der ‚Welt’ auch gibt. Ohne Vergebung gibt es keine Gemeinschaft, weil wir immer eine Gemeinschaft von Sündern sind. Mit diesen schmerzhaften Erfahrungen verbindet sich aber auch eine ganz erstaunliche Entdeckung: Ein geklärter und ehrlich versöhnter Konflikt, das gegenseitige Verzeihen verbindet uns mehr miteinander, als wenn es den Streit nie gegeben hätte.

Unser Begleiter fragte uns mal bei einer unserer Klausuren: Was ist eigentlich die Mitte eurer Gemeinschaft? Als fromme Christen war das schnell geklärt: natürlich der Herr Jesus! Das konnte ja nicht falsch sein. Aber am Ende eines langen Gespräches kam noch eine andere Formulierung für die Mitte unserer Gemeinschaft heraus: Die Mitte ist das tägliche Ringen um die Liebe zueinander. Da haben wir gelernt, dass Liebe nicht Sympathie meint, sondern das Annehmen der anderen, die so ganz anders sind, als ich sie gern hätte… Paulus sagt es im Neuen Testament einmal so: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“

Gemeinschaft ist übrigens auch keine Typ-Frage. Wir sind – von wenigen Ausnahmen abgesehen – keine Gemeinschaftstypen sondern ein bunter Haufen von Individualisten und auch Egoisten, die immer wieder neu trainieren müssen, was Paulus über das gemeinsame Leben der Christen sagt: „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den anderen höher, als sich selbst.“ Philipperbrief, 2,3
Unser gemeinschaftliches Training hat eine geistliche Mitte, kein Prinzip, kein Etwas sondern einen Jemand: Jesus, den auferstandenen Christus. Wenigstens einmal am Tag treffen wir uns in unserer Krypta zum gemeinsamen Gebet. In der Gegenwart Gottes, im Gottesdienst und Abendmahl tanken wir auf und schöpfen Kraft für unseren Weg als Gemeinschaft.

Der Name „SILOAH“ stammt übrigens von einem Jerusalemer  Teich, der in der Bibel in Johannes 9 erwähnt wird. Hier heilte Jesus einen Blinden und schenkt ihm ein neues Leben. Auch SILOAH möchte solch ein Ort sein. Der SILOAH-Teich ist auf dem Glasfenster in unserer Krypta in blauem Wasser dargestellt.

Ihr seht, Gemeinschaft ist eine große Herausforderung. Aber sie ist auch ein Vorrecht. Unsere Web-Seite will euch einiges davon erzählen.

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